traditionelle Tai Chi Chuan Texte

Ich stelle diese Texte mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rainer Landmann (http://www.bewegen.org/partner/landmann.htm)ein - das Copyright sowie alle anderen Rechte liegen ausschließlich bei ihm. Vielen Dank!
Er hat in über zehnjähriger Arbeit die chinesischen Quellen der verschiedenen Tai Chi Familien und die weitläufigeren Ursprungstexte übersetzt und analysiert. All dies hat er in seinem hervorragenden Buch "TAIJIQUAN - Konzepte und Prinzipien einer Bewegungskunst" niedergeschrieben.

Ich kann dieses Buch allen Tai Chi Chuan Interessierten nur wärmstens empfehlen, da es eine riesige Fundgrube an altem Wissen ist, mit ausführlichen Analysen und Erklärungen. Besonders die direkte Übersetzung vom Chinesischen ins Deutsche gefällt mir gut - ohne den sonst üblichen Umweg über ins Englisch übersetzte Texte.

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Hier folgen nun einige Auszüge aus der riesigen Textmenge des Buches, welche Relevanz für Übende der Yang Familie haben und als Inspiration für alle Übenden dienen sollen.


Die Zehn Prinzipien der Kunst des Tai-ji-quan (Yang Cheng Fu)

1. Leer und wendig, die Jin-Kraft des Scheitelpunkts

Die Jin-Kraft des Scheitelpunkts bedeutet: Der Kopf ist auf leichte Weise aufrecht und gerade. Der Geist durchdringt den Scheitelpunkt. Man darf keine Kraft benutzen. Benutzt man Kraft, dann versteift sich der Nacken, und qi und Blut vermögen nicht hindurch zufließen. Man sollte eine natürliche Vorstellung von Leere und Wendigkeit haben. Besitzt man Leere und Wendigkeit und die Jin-Kraft des Scheitelpunkts nicht, dann können sich Essenz und Geist nicht steigern.



2. Die Brust zurückhalten und den Rücken heben

Die Brust zurückhalten bedeutet: Die Brust ein wenig nach innen zurückzuhalten, dies läßt das qi in das dan-tian sinken. Man vermeide die Brust herauszustrecken. Streckt man sie heraus, dann drängt das qi an den Rand der Brust, und dann ist das Obere schwer und das Untere ist leicht, und der Füße Fersen beginnen leicht aufzutreiben. Den Rücken heben bedeutet: Das qi schmiegt sich an den Rücken. Kann man die Brust zurückhalten, dann kann man von selbst den Rücken heben. Kann man den Rücken heben, dann kann man Kraft aus dem Rückgrat abschießen. Wohin man sich auch wendet, es gibt keinen Gegner.



3. Die Hüfte lockern

Die Hüfte ist der Oberkommandierende des ganzen Körpers. Vermag man die Hüfte zu lockern, dann haben danach beide Füße Kraft. Der untere Abschnitt ist sicher und fest. Die Umwandlungen von Leere und Fülle beruhen alle auf der drehenden Bewegung der Hüfte. Deshalb sagt man: Die Quelle der lebendigen Vorstellung liegt im Innern der Hee. Hat man Kraft nicht erlangt, so muß man [die Ursache] in der Hüfte und den Beinen suchen.



4. Leere und Fülle trennen

Die Kunst des Tai-ji-quan nimmt das Trennen von Leere und Fülle als erste Pflicht. Wenn der ganze Körper sich insgesamt auf das rechte Bein setzt, dann ist das rechte Bein voll, und dann ist das linke Bein leer. Wenn der ganze Körper sich insgesamt auf das linke Bein setzt, dann ist das linke Bein voll, und dann ist das rechte Bein leer. Vermag man Leere und Fülle zu trennen, dann ist die drehende Bewegung leicht und wendig, und man braucht nicht ein Härchen an Kraft aufzuwenden. Wenn man nicht zu trennen vermag, dann ist das Ausführen eines Schritts schwer und stockend, selbst zu stehen ist dann nicht sicher, und es ist leicht für den anderen, derjenige zu sein, der die Be- wegung führt.


5. Die Schultern senken, die Ellbogen fallen[lassen].

Die Schultern senken bedeutet: Die Schultern lockern und öffnen sich e und hängen herab. Vermag man nicht sie zu lockern und herabhängen zu lassen und heben sich die beiden Schulterspitzen, dann folgt das qi diesen ebenso und steigt, und der ganze Körper erlangt insgesamt keine Kraft. Die Ellbogen fallen [lassen] bedeutet: Man habe die Vorstellung, daß die Ellbogen sich nach unten lösen und fallen. Wenn die Ellbogen nach oben schweben, dann vermögen sich die Schultern nicht zu senken, und man stößt den Gegner nicht weit weg, dies kommt der gebrochenen Jin-Kraft der Äußeren Schulen nahe.


6. Die Vorstellung nutzen, nicht die Kraft nutzen

Die Abhandlung über das Tai-ji sagt: Das Ganze ist: Die Vorstellung nutzen, nicht die Kraft nutzen. Beim Üben des Tai-ji-quan lockert und öffnet sich der ganze Körper, man lasse nicht auch nur den Teil eines Härchen's an grober Jin-Kraft bestehen, denn sie hinterläßt Stagnationen innerhalb der Knochen, Muskeln und Blutbahnen, und durch sie fesselt man sich und schnürt sich selbst ein. Danach vermag man leicht und wendig umzuwandeln, die runden Drehungen sind spielend leicht. Es ist möglicherweise zweifelhaft, wie man denn die Kraft vergrößern kann, wenn man nicht Kraft benutzt. Wie es im Körper des Menschen Leitbahnen gibt, so gibt es in der Erde Kanäle und Wassergräben. Sind die Kanäle und Wassergräben nicht verstopft, dann fließt das Wasser. Sind die Leitbahnen nicht verstopft, dann ist das qi durchgängig. Wenn im ganzen Körper steife Jin-Kraft die Leitbahnen erfüllt, dann stoppen und stocken qi und Blut, die drehende Bewegung ist dann nicht wendig. Zieht man an einem Haar, so bewegt sich der ganze Körper. Wenn man nicht Kraft benutzt, sondern Vorstellung benutzt, dann wird das, was die Vorstellung erreicht, auch von dem qi erreicht. Wenn es so ist, daß qi und Blut fließen und strömen, Tag für Tag hindurch transportiert werden, und kreisend den ganzen Körper durchfließen, dann stoppen und stagnieren sie zu keinem Zeitpunkt. Durch langes, langes Üben erhält man die wirklich echte innere Kraft. Das ist nämlich das, was in der Abhandlung des Tai-ji gesagt wird: Höchste Geschmeidigkeit und Weichheit, dann darauf höchste Festigkeit und Härte. Bei im gong-fit des Tai-ji geübten Menschen sind Arme und Oberarme wie Seidenwatte in deren Mitte Eisen ist. Ihre Kapazität ist äußerst geschickt. Diejenigen, die die Äußeren Schulen des Faustkampfs üben, haben nur oberflächlich Kraft, wenn sie Kraft nutzen. Wenn sie Kraft nicht nutzen, dann sind sie sehr leicht und oberflächlich, und man kann sehen, daß ihre Kraft nur die oberflächliche Jin-Kraft der äußeren Jin-Kraft ist. Bei der Kraftanwendung der Äußeren Schulen ist es am leichtesten, die Bewegungen zu führen; deshalb brauchen sie nicht beachtet zu werden.



7. Oben und Unten folgen einander

Oben und Unten folgen einander. Das ist eben das, was die Abhandlung über das Tai-ji sagt: Die Wurzeln liegen in den Füßen, geschickt durch die Beine, kontrolliert durch die Hüften, gestaltet durch Hände und Finger. Von den Füßen, zu den Beinen zu der Hüfte. Gesamt soll es in einem qi vollendet sein. Die Hände bewegen [sich" die Hüfte bewegt [sich], die Füße bewegen [sich], Augen und Geist folgen ebenso deren Bewegung. Auf diese Weise kann man sagen, daß Oben und Unten einander folgen. Gibt es eines, daß sich nicht bewegt, so [gibt es] Auflösung und Unordnung.


8. Innen und Außen sind miteinander verbunden

Im Tai-ji beruht das, was man übt, auf dem Geist. Deshalb sagt man: Der Geist ist der Oberkommandierende, der Körper ist der, der angetrieben wird. Vermögen sich Geist und Essenz zu steigern, dann wird das Beginnen der Bewegung von selbst leicht und wendig. Die Form ist nichts außer Leere und Fülle, Öffnen und Verbinden. Dasjenige, das Öffnen genannt wird, das ist nicht nur, daß Hände und Füße öffnen, Herz und Vorstellung öffnen sich mit diesen ebenso. Dasjenige, das Verbinden genannt wird, das ist nicht nur, daß Hände und Füße verbinden, Herz und Vorstellung verbinden sich ebenso mit diesen. Vermag man Innen und Außen so zu verbinden, daß sie ein qi bilden, dann [ist man] gänzlich ohne Zwischenraum.


9. Miteinander verbinden, nicht unterbrechen

Was die Faustkampfkünste der Äußeren Schulen betrifft, so ist deren Jin-Kraft eben die nachgeburtliche grobe Jin-Kraft, deshalb gibt es Beginnen und es gibt Anhalten, gibt es Fortsetzen und es gibt Unterbrechen. Die alte Kraft ist bereits erschöpft, die neue Kraft [noch] nicht hervorgebracht. Dieser Zeitpunkt ist derjenige, der am leichtesten für den anderen auszunutzen ist. Tai-ji nutzt die Vorstellung und nutzt nicht die Kraft, vom Anfang bis zum Ende, unaufhörlich ohne zu unterbrechen, immer wieder von vorne beginnend, ein Kreislauf ohne Ende. [Die] ursprüngliche Abhandlung besagt dies: Es gleicht dem Jangtze und dem großen Fluß. Brandend, brandend ohne Unterlaß. Und sie besagt auch: Man führe die Jin-Kraft, wie man Seidenkokons abhaspelt. In beiden wird von dem durchgängig verbindenden einen qi gesprochen.


10. Inmitten der Bewegung nach Ruhe streben

Was die Faustkampfkünste der Äußeren Schulen betrifft, so betrachten sie das Hin-und-Her-Springen als Können, sie benutzen Qi und Kraft bis zum äußersten. Deshalb schnappen sie nach dem Üben nach Luft. Tai-ji benutzt die Ruhe, um die Bewegungen zu lenken. Obwohl man sich bewegt, ist man doch ruhig. Deshalb [gilt] beim Üben der Form, je langsamer desto besser. [Ist man] langsam, dann ist das Aus- und Einatmen tief und lang, das qi sinkt in das dan-tian, und man hat persönlich nicht die Nachteile einer schädlichen Ausweitung des Blutkreislaufs. Die Lernenden [mögen] aufmerksam aus der Praxis lernen, so daß sie diese Vorstellung erlangen können


Mit der ersten Bewegung soll der ganze Körper insgesamt leicht und wendig sein. Besonders soll er [dem Münzstrang gleich] durchgängig verbunden sein. Das qi soll trommelnd schwingen. Der Geist soll sich innerlich sammeln. Man lasse keine lückenhafte oder stockende Bereiche zu!
Man lasse keine gewölbten oder eingedellten Bereiche zu!
Man lasse keinen hinzugefügten oder unterbrochenen Bereiche zu!
Seine [oder Ihre] Wurzeln liegen in den Füßen. Geschickt durch die Beine. Kontrolliert durch die Hüften. Gestaltet durch Hände und Finger. Von den Füßen, zu den Beinen, zu der Hüfte: Gesamt soll es in einem qi vollendet sein.
Im Vorgehen und im Zurückgehen kann man erst dann die Gelegenheit erlangen, den Vorteil zu erringen. Wenn man nicht die Gelegenheit erlangt, den Vorteil zu erringen, dann ist der Körper aufgelöst und ohne Ordnung. Dieser Mangel ist in den Hüften und Beinen zu suchen.
Oben und Unten, Vor und Zurück, Rechts und Links, bei allen ist es so. All diese sind Vorstellungen und existieren nicht außerhalb. Gibt es Oben, so gibt es unten. Gibt es Vor, dann gibt es Zurück.Gibt es
Links, dann gibt es Rechts. Wenn die Vorstellung nach oben will, so schließt es die Vorstellung von Unten gleich mit ein. Wenn man den anderen heben willst, dann füge man, um ihn nach unten zu drücken, eine Kraft hinzu, so daß dann seine Wurzeln von selber brechen. Dann kann man ihn schnell und ohne Zweifel schädigen. Leere und Fülle muß man klar und deutlich trennen. Ist ein Bereich leer, dann gibt es einen Bereich, der voll ist. Bereich und Bereich, zusammen vereinen diese leer und voll. Der ganze Körper, Glied für Glied [dem Münz­strang gleich] durchgängig verbunden, läßt nicht des Seidenhaares Raum an Unterbrechung zu.

Das tai-ji ist, was wu-ji hat geboren. Es ist von yin und yang die Mutter. Bewegt man diese, dann ist Trennung. Beruhigt man sie, dann ist Vereinigung. Es gibt weder Übermaß noch Mangel. Folgt man der Beugung, dann erreicht man Streckung. Der andere ist hart, und ich bin weich: das nennt man Gehen. Ich folge nach, [wenn] der andere zurückweicht: das nennt man Kleben. Ist die Bewegung eilig, dann reagiere [ich] eilig. Ist die Bewegung langsam, dann folge [ich] langsam.

Obwohl die Variationen so mannigfaltig sind, ist das Prinzip doch ein durchdringendes. Durch sorgfältiges Studieren erlangt man allmählich das Verstehen der Jin-Kraft. Aus dem Verstehen der Jin-Kraft folgt allstufige Geistesklarheit. Doch ohne, daß man für eine lange Zeit Kraft anwendet, vermag man es nicht plötzlich zu durchdringen. Leer und wendig, die Jin-Kraft des Scheitelpunkts. Das qi sinkt in das dan-tian. Nicht neigen und nicht lehnen. Plötzlich verborgen, plötzlich offensichtlich. Links ist schwer, dann Links ist leer. Rechts ist schwer, dann Rechts hinterläßt keine Spur. Schaut der andere zu mir hinauf dann mache ich mich umso größer. Neigt der andere den Kopf, dann geh ich umso tiefer. Geht er vor, dann verlängere ich [die Entfernung zum anderen] umso mehr. Geht er zurück, dann nähere ich mich umso mehr. Eine Feder kann nicht hinzugefügt werden. Eine Fliege kann nicht sinken. Der andere kennt mich nicht. Ich allein kenne den ande­ren. Wohin sich der Held auch wendet, es gibt keinen Gegner. Dies alles erreicht man aufgrund dessen.

Die Lehren dieser Kunst sind zahlreich. Obwohl die Gesten sich unterscheiden, so gibt es ausnahmslos nicht anderes, als daß der Kräftige den Schwachen schikaniert und der Langsame dem Schnellen unterliegt. Der Kraft hat schlägt den ohne Kraft. Ist die Hand langsam, so unterliegt sie der schnellen Hand. Dies alles sind angeborene und natürliche Fähigkeiten. Sie beruhen nicht auf dem Studieren der Kraft, und das ist es! Prüft man den Satz: Vier Unzen bewegen tausend Pfund, so ist es offensichtlich, daß nicht die Kraft es ist, die siegt. Betrachtet man die Erscheinung: Ein alter Mann widersetzt sich der Menge. Die Schnelligkeit, wie könnt' sie das erreichen.

Stehen wie die ausbalancierte Waage. Beweglich gleich dem Wagen­rad. Einseitig sinkend, und dann folgen. Beidseitig schwer, dann stockt man. Oft ist zu sehen, daß man trotz vieler Jahre bloßen Übens das Umwandeln nicht anzuwenden vermag. Dies führt dazu, daß man vom anderen bezwungen wird. Den Mangel der beidseitigen Gewich­tung hat man nicht verstanden. Will man diesen Mangel vermeiden, so muß man yin und yang verstehen. Kleben, und dann Gehen. Gehen und dann Kleben. Yang trennt sich nicht von yin. Yin trennt sich nicht von yang. Yin und yang gehen ineinander über. Dies macht das Verstehen der Jin-Kraft aus. Nach dem Verstehen der Jin-Kraft wird diese dann mit zunehmender Übung immer feiner. Stillschweigend weiß man die Berührung zu schätzen. Und allmählich erreicht man das, was man sich von Herzen gewünscht hat. Die Wurzel ist, sich aufzugeben und dem anderen zu folgen. Viele verzichten fälschlicherweise auf das Naheliegende und streben nach dem Fernen. Dies nennt man: Weicht man um Haaresbreite ab, so führt das tausend Meilen in die Irre. Die Studierenden müssen das sehr genau trennen.


Das tai-ji ist, was wuji hat geboren.
Es ist von yin und yang die Mutter.
Bewegt man diese, dann ist Trennung.
Beruhigt man sie, dann ist Vereinigung.
Es gibt weder Übermaß noch Mangel.
Folgt man der Beugung, dann erreicht man Streckung


Himmel und Erde sind das große tai-ji,
Der menschliche Körper ist das kleine
Der menschliche Körper ist die Verkörperung des tai-ji.
Man kann nicht anders, als den Faustkampf des tai-ji üben.


Faßt man dieses Prinzip zusammen, so gibt es dreierlei:
den Himmel, die Erde und den Menschen.
Ist man sich über das Prinzip der Umkehrung von yin und yang klar, dann kann man beginnen, über das dao zu sprechen.
Weiß man, daß das dao sich nicht für einen Augenblick von dem Menschen trennen darf, dann kann man beginnen, über den Menschen zu sprechen.
Vermag man durch den Menschen das dao zu verbreiten, und weiß man, daß das dao sich nicht vom Menschen entfernt.
Dann kann man beginnen, darüber zu sprechen, daß Himmel und Erde gemeinsam ein System bilden.
Oben ist der Himmel, Unten ist die Erde, der Mensch ist in deren Mitte


Vermag man den Himmel zu durchdringen und die Erde zu ergründen, sich mit Sonne und Mond in ihrer Klarheit zu verbinden, mit den Fünf Bergen' und den Vier Kanälen' zu entstehen und zu vergehen, mit dem Ineinandergreifen der vier Jahreszeiten voranzuschreiten, mit den Gräsern und Kräutern zu welken und zu erblühen, sich klar zu sein über Glück und Unglück böser und guter Geister, Gedeih und Verderb der menschlichen Angelegenheiten zu wissen, dann kann man darüber sprechen, daß qian und kun eine große Welt sind und daß der Mensch eine kleine Welt ist.
Was nun den Körper und das Herz des Menschen betrifft,' erlangt man Wissen in der Erforschung der Dinge, die mit Wissen und Können über Himmel und Erde zu tun haben, dann kann man über das latente Wissen und das latente Können des Menschen sprechen.
Achtet man darauf die ursprünglichen Fähigkeiten nicht zu verlieren, so ist das überwältigende wahre qi, durch Aufrichtigkeit genährt ohne Schaden, in seiner Dauer ohne Grenzen.
Das sogenannte 'der Körper des Menschen bildet eine kleine Welt' bedeutet:
Der Himmel ist die Natur,
die Erde das Schicksal,
der Mensch ist Leere und Wendigkeit, ist Geist.
Wenn man sich darüber nicht klar ist, wie könnte man dann Himmel und Erde als Dritter begleiten. Wenn man nicht das Schicksal vollendet und die Natur erschöpft, den Geist ergründet und die Erfolge der Transformationen erlangt, wie sollte da etwas herauskommen?

Das Lange Boxen:
wie der Lange Strom und das große Meer, brandend, brandend ohne Unterlaß.
Die Dreizehn Gesten, das sind: Abwehren, Zurückgleiten, Pressen, Stoßen, Hinabziehen, Spalten, Ellbogenstoß, Schulterstoß,Vorwärtsgehen, Zurückgehen, Sehen, Blicken, Stehen.

Abwehren, Zurückgleiten, Pressen, Stoßen:
Das sind die vier Seiten des Quadrats.
Hinabziehen, Spalten, Ellbogenstoß, Schulterstoß:
Das sind die vier Winkel.
Vorwärtsgehender Schritt, Zurückgehender Schritt, Links-Sehen, Rechts-Blicken, Zentriert-Stehen:

Das sind Metall, Holz, Wasser, Feuer, Erde.

Sie sind die Fünf Elemente.
Vereint man sie, dann bilden sie die Dreizehn Gesten.


Mit der ersten Bewegung soll der ganze Körper insgesamt leicht und wendig sein.
Besonders soll er [dem Münzstrang gleich] durchgängig verbunden sein.
Das qi soll trommelnd schwingen.
Der Geist soll sich innerlich sammeln.
Man lasse keine lückenhaften oder stockenden Bereiche zu.
Man lasse keine gewölbten oder eingedellten Bereiche zu.
Man lasse keine unterbrochenen oder hinzugefügten Bereiche zu. Seine [oder: ihre] Wurzeln liegen in den Füßen.
Geschickt durch die Beine.
Kontrolliert durch die Hüften.
Gestaltet durch Hände und Finger.
Gesamt soll es in einem qi vollendet sein.'
Mit dem Herzen führe man das qi.
Man gebe acht, daß man es sinken lässt.
Dann vermag man es aufzunehmen und zu sammeln, so dass es in die Knochen dringt.
Mit dem qi mobilisiere man den Körper.
Man gebe acht, daß es [oder: er] sich ohne Hindernis bewegt. Dann vermag man es [oder: ihn] zu nutzen, so dass er [oder: es] dem Herzen folgt.
Essenz und Geist vermögen sich zu steigern, dann gibt es über Langsamkeit und Schwere keine Sorge. Das ist das sogenannte: 'Am Scheitelpunkt hängt der Kopf'.
'Vorstellung' und qi müssen im Wechseln Wendigkeit erhalten, dann gibt es die Schnelligkeit der runden Bewegungen.
Das ist das sogenannte 'Wechseln von Leere und Fülle'. [...] Der stehende Körper muß zentriert, aufrecht, ruhig und entfaltet sein.


Extreme Weichheit und Geschmeidigkeit, danach extreme Härte und Festigkeit.
Vermag man aus- und einzuatmen, so vermag man wendig und lebendig zu sein. Das qi nähre man durch Aufrichtigkeit, und es gibt keinen Schaden.
Die Jin-Kraft sammelt sich durch das Beugen, und es gibt einen Überschuß.
Das Herz dient als Befehlshaber.
Das qi dient als Fahne.
Die Hüfte dient als Heeresbanner» [...]
Erst im Herzen, und dann im Körper.
Der Unterbauch löst sich, das qi sinkt und dringt in die Knochen ein.

Der Geist ist entfaltet, der Körper ist ruhig. Das präge man sich ins Bewußtsein.
Man denke stets daran: Wenn sich eins bewegt, dann gibt es nichts, das sich nicht bewegt.
Wenn eins ruhig ist, dann gibt es nichts, das nicht ruhig ist. Beim Beeinflussen der Bewegung im Vor und Zurück haftet das qi am Rücken, sammelt sich und dringt in die Wirbelsäule. Innerlich festige man Essenz und Geist. Äußerlich zeige man Geruhsamkeit. [...]
Des ganzen Körpers Aufmerksamkeit richtet sich auf Essenz und Geist.
Sie richtet sich nicht auf das qi.
Richtet sie sich auf das qi, dann kommt es zu Stockungen.
Wer qi hat, der hat keine Kraft.


Wer kein qi hat, der ist bloß hart.
Qi ist wie ein Wagenrad
Die Hüfte ist wie eine Wagenachse


Wer nur qi hat, spürt selber, daß er Kraft hat; aber der Gegner spürt bei ihm, daß er keine Kraft hat.


Das Tai-ji führt vollkommen durch den Geist. Es beachtet nicht qi und Kraft


'Vorstellung' und qi, das ist eben das, was die Lebewesen außerhalb der Knochen und innerhalb der Muskeln durchfließt. Was das Üben des Faustkampfs und die Schlagenden Hände betrifft, so entsteht eine Art von Vergnügen, das man mit erdachten Worten nicht ausdrücken kann. [Vorstellung und qi] müssen ein Lebewesen nur durchströmen und dessen Körper ganz anfüllen, dann vermag dieses zu laufen. Wenn die 'Vorstellung' links ist, dann [geht der Körper nach] links. Wenn die 'Vorstellung' rechts ist, dann [geht der Körper nach]


Man muß die Brust zurückhalten und den Rücken heben. Man lasse das qi am Rücken kleben und sich in der Wirbelsäule sammeln, um auf die Gelegenheit [ den Gegner zu attackieren] zu warten. Ist die Gelegenheit erreicht, dann schieße man ab. Vermag man das qi am Rücken kleben zu lassen und in der Wirbelsäule zu sammeln, dann vermag man die Kraft aus dem Rücken abzuschießen. Andernfalls entsteht [nur] eine Jin-Kraft der Hände und Füße.


Zieht man an einem Haar, so bewegt sich der ganze Körper.
Wenn man nicht Kraft benutzt, sondern 'Vorstellung' benutzt, dann wird das, was die 'Vorstellung' erreicht, auch von dem qi erreicht. Wenn es so ist, daß qi und Blut fließen und strömen, Tag für Tag hindurch transportiert werden und kreisend den ganzen Körper durchfließen, dann stoppen und stagnieren sie zu keinem Zeitpunkt


Beim Üben der Techniken müssen Oben und Unten einander folgen. Die Jin-Kraft entwickelt sich von den Fersen, verläuft durch die Beine und wird durch die Hüfte kontrolliert. Vom Rücken über die Arme verläuft sie dann zu den Händen und Fingern. Der ganze Körper ein qi. Bei der Anwendung, ob man vor- oder zurückgeht, darf diese Jin-Kraft nicht begrenzt werden


Obwohl die Variationen so mannigfaltig sind, ist das Prinzip doch ein durchdringendes.
Ausgehend von einem Reifen in den Methoden erlangt man allmählich das 'Verstehen der Jin-Krqft".
Aus dem Verstehen der Jin-Kraft folgt allstufige Geistesklarheit. Doch ohne, daß man für eine lange Zeit Kraft anwendet, vermag man es nicht plötzlich zu durchdringen.
Man trainiert die Schärfe des Tastsinns der Haut. Versteht man die Anwendungen der verschiedenen Arten der Jin-Kraft, dann vermag man, dem Herzen folgend, das, was man will. Und die Methoden erreichen Vollkommenheit.'


Eine Feder kann nicht hinzugefügt werden.
Eine Fliege kann nicht sinken.
Der andere kennt mich nicht.
Ich allein kenne den anderen.
Wohin sich der Held auch wendet, es gibt keinen Gegner.
Dies alles erreicht man aufgrund dessen


Doch was ist das wahre Verstehen [der Jin-Kraft]
Wenn Sehen und Hören dazu nicht in der Lage sind,
wird man nicht das Wirkliche daran erlangen.
Kennt man das Sehen des Anvisierens, des Nach-Vorn- Blickens,
des Links-Schauens und Rechts-Blickens,.
ist man sich des Hörens des Sich-Erhebens, des Sinkens,
des Langsamen und des Schnellen bewußt.
Kennt man die Bewegung beim Schnell-Ausweichen,
beim Zurückkommen, Aufreizen und Beenden,
ist man sich der Übung des Drehens, des Wechselns des Vorwärtsgehens und des Zurückgehens bewußt.
Kennt man dies alles, dann ist das das wahre Verstehen der Jin-Kraft, und man vermag die allstufige Geistesklarheit [zu erlangen]. Hat man die Geistesklarheit erlangt und geht davon aus,so besitzt man die Grundlage.
Das Besitzen dieser Grundlage beruht auf dem Verstehen der Jin-Kraft.
Davon ausgehend erhält man die Geheimnisse des Beugens und Streckens, der Bewegung und der Ruhe. Besitzt man die Geheimnisse von Beugen und Strecken, von Bewegung und Ruhe, [dann] haben Öffnen und Verbinden, Steigen und Hinabsinken auch eine Grundlage.
Ausgehend vom Beugen und Strecken, von Bewegung und Ruhe: Sieht man ein Eindringen [des Gegners], dann öffnet man. Begegnet man einem Öffnen [des Gegners], dann verbindet man.
Sieht man das Herankommen [des Gegners], dann sinkt man hinab. Sobald [der Gegner] geht, steigt man hoch.

Ist die Jin-Kraft unterbrochen,
dann ist die 'Vorstellung' nicht unterbrochen.
Ist die 'Vorstellung' unterbrochen,
kann der Geist verknüpfen.
Sind Jin-Kraft, 'Vorstellung' und Geist allesamt unterbrochen,
dann neigt man den Kopf, oder man hebt den Kopf,
und man ist von den Händen bis zu den Füßen ohne sichere Quelle


Die An-Kraft kommt aus den Sehnen,
die Kraft kommt aus den Knochen.
Wenn man es anhand des Haltens eines Gegenstands erörtert: Jemand, der Kraft besitzt vermag einige hundert Pfund zu halten, aber dies ist ein äußerliches Training von Knochen und Gelenken, Haut und Haar, und es bringt eine harte Kraft hervor.
Wenn man aber mit dem ganzen Körper erreicht, daß man die An-Kraft besitzt, hat es den Anschein, als vermag man nicht ein paar Pfund zu heben, und doch ist es die innere Stärke der Essenz und des qi. Und doch, wenn man die Übungen vollendet hat, bringt man Wunderbares hervor im Vergleich zu denen die die harte Kraft besitzen, denn dies ist wahrlich der Weg der das Selbst kultivierenden Leibesübung.


In dem Moment, wo man die Hände [des Gegners] berührt,
nutzt man die entgegengesetzte Jin-Kraft des Opponenten aus,
läßt sie nach oben gehen und veranlaßt so, daß die Jin-Kraft
des Opponenten nicht nach unten zu sinken vermag.


Im Tai-ji-quan kann man erst, wenn man die An-Kraft zu
verstehen vermag, über das Fortsetzen sprechen.
Haften und Kleben, ohne abzurutschen.
Geste für Geste durchgängig verbunden.
Wenn die Jin-Kraft unterbrochen scheint,
so setzt die 'Vorstellung' doch fort und fügt aneinander.


Stehen wie die ausbalancierte Waage.
Beweglich gleich dem Wagenrad.
Einseitig sinkend und dann folgen.
Beidseitig schwer, dann stockt man.
Oft ist zu sehen, daß man trotz vieler Jahre bloßen (Übens) das
Umwandeln nicht anzuwenden vermag.
Dies führt dazu, daß man vom Anderen bezwungen wird.
Den Mangel der beidseitigen Gewichtung hat man nicht verstanden


Die beidseitige Gewichtung ist ein Mangel.
Das hat mit dem Anfüllen der Fülle zu tun.
Mit dem Sinken ist es nicht gleich.
Das beidseitige Sinken ist kein Mangel.
Man selber läßt so die Leere galoppieren.
Mit der Gewichtung ist es nicht gleich.


Das beidseitige Hinauftreiben ist ein Mangel.
Es ist nur, wie ziellos herumgetrieben zu werden. Mit der Leichtigkeit gibt es keine Parallele.
Die beidseitige Leichtigkeit ist kein Mangel.
Von Natur aus gibt es Leichtigkeit und Wendigkeit. Mit dem Hinauftreiben ist es nicht gleich.
Halb leicht, halb schwer ist kein Mangel.
Sich zum Leichten Neigen und zum Schweren Neigen sind Mängel.
Halb, das bedeutet, daß sich die eine Hälfte deutlich gesetzt hat.
Deshalb ist es kein Mangel.
Neigen, bedeutet, daß man neigt, ohne sich deutlich zu setzen.
Deshalb ist es ein Mangel.
Neigen, ohne sich deutlich zu setzen, muß zum Verlust von Gerichtetsein und Kreisförmigkeit führen. Hat sich die eine Hälfte deutlich gesetzt.
Wie könnte man da Gerichtetsein und Kreisförmigkeit verlassen.
Halb Hinauftreiben, halb Sinken ist ein Mangel, und man verliert sich darin, nicht ausreichend zu sein.
Neigend Hinauftreiben, neigend Sinken, und man verliert sich im Übermaß.
Halb schwer und neigend schwer, und man stockt und ist nicht aufrecht.
Halb leicht und neigend leicht:
Wendigkeit, aber keine Kreisförmigkeit.
Halb sinken und neigend sinken:
Leere, aber keine Aufgerichtetheit.
Halb Hinauftreiben und neigend Hinauftreiben:
Grenzenlos und verschwommen, aber keine Kreisförmikeit.
So führt beidseitige Leichtigkeit nicht zum Hinauftreiben und bewirkt Leichtigkeit und Wendigkeit.
Und beidseitiges Sinken führt nicht zu Schwere und bewirkt Trennen und Leere.
Deshalb spricht man von Leichtigkeit und Schwere des Fortgeschrittenen.
Halb Gesetztsein, das macht durchschnittliches Können. Von diesen dreien abgesehen,sind alle anderen mangelhafte Handtechniken.


Geste für Geste behalte man im Sinn:
Die Richtschnur ist das Benutzen der 'Vorstellung'.
Wenn man vom praktischen Nutzen spricht, was nehme man als Richtlinie?
'Vorstellung' und qi sind Fürsten,
Knochen und Fleisch sind Beamte.'
Will man die Benutzung der 'Vorstellung' vorantreiben, wo könnte da ein Ende sein.
Dies begünstigt ein langes Leben, die Verlängerung der Jahre und einen Frühling ohne Altern."


Bei der großen Anwendung des ganzen Systems herrscht die 'Vorstellung'.
Der Körper lockert sich, das qi festigt sich, der Geist soll sich konzentrieren.


Das Herz ist der Herrscher des ganzen Körpers. [...] Der Geist kommt aus dem Herzen,
die Augen sind die Sprossen des Geistes


Mit dem Herzen das qi führen, chaotische Kraft nicht benutzen.
Man lasse nur zu, daß sie natürlich [ausgeführt werden]
Die Muskeln und Knochen erleiden selten die Bitternisse der
Krümmungen. Die Haut bleibt ohne die Belästigungen von
Reibungen und Schürfungen.
Wie kann man Kraft haben, ohne Kraft zu benutzen?
Infolge der Übungen des Tai-ji
senkt man die Schultern und läßt die Ellbogen fallen.
Das qi sinkt in das dan-tian.
Vermag das qi in das dan-tian einzudringen,
dann wird dies zum Hauptquartier des qi.
Von dort verteilt sich [das qi]
und bewegt die Vier Gliedmaßen und Hundert Knochen.
Dadurch, daß das qi den ganzen Körper durchfließt,
erreicht das qi das, worauf sich die 'Vorstellung' richtet.
Hat man bis zu diesem Punkt trainiert,
dann ist der Kraft keine Grenze mehr gesetzt.
Das [erreicht man dadurch], daß man nicht die chaotische
Kraft benutzt, sondern einzig durch den Geist führt.
So treten die Ergebnisse der Übung deutlich hervor.
Mein früherer Meister sagte:
Die höchste Weichheit und Geschmeidigkeit,
danach die höchste Festigkeit und Härte.


Die Gelenke des ganzen Körpers sind einander entsprechend
verbunden, das qi muß zirkulieren, die 'Vorstellung' hat keine
Unterbrechungen


Leichtigkeit, dann Wendigkeit.
Wendigkeit, dann Bewegung.
Bewegung, dann Wandeln

Was das Ausatmen und Einatmen betrifft, so vermag im allgemeinen das Einatmen den Gegner nach oben zu heben, so daß man veranlaßt, daß der hintere Fuß des Gegners den Boden verläßt. Wenn man dann wieder die Luft ausatmet, dann geht die Kraft vom Rücken aus und schießt die Jin-Kraft des ganzen Körpers ab, und man kann den Gegner weit wegstoßen.
Ausatmen und Einatmen sind wendig und miteinander verbunden. Erst nach Anwendung dieser Körpertechnik vermag man wendig und lebendig und [in der Bewegung] ohne Stockungen zu sein.


Wenn man die Jin-Kraft abschießt, muß der ganze Körper
gelöst und ruhig sein. Ist er nicht restlos gelöst, dann vermag
er nicht zu sinken. Sinkend restlos lösen, dann vermag man von
selbst weit abzuschießen. [...] Insgesamt benutzt man dabei keine Kraft


Es gibt weder Übermaß noch Mangel
Übermaß ist Überschreiten. Mangel ist Nicht-Ausreichen. Fol gen ist nicht Zuwiderhandeln. [...] Übermaß und Mangel sindbeide ein Verlust der Mitte. Verliert man die Mitte, dann ist das yang übermäßig, und das yin löst sich. Und es kann keine Vereinigung geben


Ganz gleich, ob beim Üben des Faustkampfs oder beim Wettkampf es gibt weder Übermaß noch Mangel. Übermaß ist Überschreiten. Mangel ist Nicht-Ausreichen. Übermaß und Mangel sind beide ein Verlust der Mitte.


Der Scheitelpunkt ist wie der Kopf eines Lots.
Deshalb sagt man: Der Scheitelpunkt ist am Kopf aufgehängt.
Die beiden Hände sind die linke und rechte Schale der Waage.
Die Hüfte ist der tragende Stamm.
Stehe wie eine Waage und ein Lot, so daß Waage und Lot im
Körper liegen.
Dann ist das sogenannte Leicht und Schwer, Hinauftreiben und
Sinken exakt auswiegbar.
Und es gibt nichts, was nicht offensichtlich veränderbar ist.
Das Lot zu besitzen führt dazu,
daß der Scheitelpunkt die Kopfaufhängung ist.
Dann bildet sich im Bereich vom Scheitelpunkt des Kopfes bis
zu dem Wurzelstamm der Hüfte, hinab vom [Punkt] xiong-men
bis hin zum Steißbein eine Linie."'


Was die Positionen und Gesten beim Üben des Faustkampfs betrifft, so sollen sie sinkend und entfaltend sein. Herz und 'Vorstellung' sollen durchgehend ruhig sein. Wenn das Herz nicht ruhig ist, dann vermag man nicht zu sinken. Wenn man nicht zu sinken vermag, dann sammelt sich das qi nicht und dringt nicht in die Knochen ein, das ist dann eben die äußere Jin-Kraft. Beim Üben des Tai-ji-quan vermag man [es] zu sammeln und in die Knochen eindringen zu lassen, das ist die wahre Jin-Kraft des Tai-ji.


Beim Üben der Form sollen Leere und Fülle klar getrennt werden.
Beim Schlagabtausch mit einem anderen müssen Leere
und Fülle ebenso klar getrennt werden. Obwohl hierbei Leere
und Fülle klar unterschieden werden sollen, soll man doch
gänzlich auf des Gegners Absicht blicken
und [sich entsprechend] festlegen. Wenn der andere voll ist,
bin ich leer. Ist der andere leer, bin ich voll. Das, was voll ist,
wechselt plötzlich und wird leer. Das, was leer ist, wechselt
plötzlich und wird voll.
Der andere weiß nicht, was ich [tue]. ich vermag zu wissen, was
der andere [tut). Dann kann es ein Nichtsiegen nicht geben.


Der ganze Körper Glied für Glied dem Münzstrange gleich durchgängig verbunden. Glied für Glied sind zwei Zeichen, die besagen, daß man seine Leere-Hohlheit in viele kleine Stücke aufzusplittern vermag. Vermag man die Leere- Hohlheit in viele kleine Stücke aufzusplittern, dann sind die Bereiche nicht miteinander verbunden. Deshalb kann der andere mich nicht beeinflussen, und ich bin stabil wie der [Berg] Tai-shan.
Obwohl man die Leere-Hohlheit in viele kleine Stücke aufsplittert und [die Bereiche] nicht miteinander verbunden sind, vermag man doch im Moment der Anwendung des Verbindens Glied mit Glied durchgäng zu verbinden. Es gibt nichts, das sich nicht gegenseitig berücksichtigt.
Genau wie die Schlange auf einem gewöhnlichen Berg. Attackiert man den Kopf, dann reagiert der Schwanz. Attackiert man den Schwanz, dann reagiert der Kopf Attackiert man ihren Rücken, dann reagieren Kopf und Schwanz zusammen. Danach kann man dann von Leichtigkeit und Wendigkeit sprechen. Nimmt man nun beispielsweise eine tausendpfundige Eisenstange dann ist diese wirklich schwer. Wenn es jedoch jemanden mit enormer Kraft gibt, so kann er sie nehmen und heben. Nimmt man eine einhundert Pfund schwere Eisenkette, so vermag er sie nicht zu greifen und zu heben, dadurch, daß sie in tausend Glieder geteilt ist. Obwohl sie wie in tausend Glieder geteilt ist, ist sie dennoch jedem Münzstrang gleich durchgängig ver- bunden. Beim Üben des tai-ji-quan entspricht man diesem Vorgehen.'


Extreme Weichheit und Geschmeidigkeit,
danach extreme Härte und Festigkeit.
Beim Üben der Dreizehn Gesten soll man die weiche Methode
anwenden. Nach Durchführung der Übung erreicht man dann,
daß in der Weichheit die innere An-Kraft gespeichert ist.


Sobald ein wenig wendiges qi vorn Herzen ausgeht,
dringt man nach oben in den blauen Himmel ein und nach unten in die Erde.
Bewegt sich so das qi im Zwischenraum von Händen und Füßen,
[dann ist man] nicht hart und nicht weich, [sondern] von
natürlicher Ausgeglichenheit.'


Gibt es in der Weichheit Härte, dann kann der Gegner nicht
durchbrechen. Gibt es in der Härte Weichheit, so macht das
keine Festigkeit.


Öffnen und Entfalten sind groß, man löst Sehnen und Muskeln.
Am Anfang des Lernens des Ubens des Faustkampfs strebe man
zuerst danach, daß die Positionen und Gesten geöffnet und
groß sind Man sagt, wenn man die Sehnen zu entfalten und das
Blut zu beleben vermag, dann vermag man leicht Schwäche in
Stärke umzuwandeln. Nachdem die Stärke [gebildet ist], erforsche
man, wie man äußerlich Sehnen, Knochen und Muskeln zu
einem verbindet, und wie man innerlich Essenz, qi und Geist
zusammenbringt. Das nennt man Kompaktieren. Innen und
Außen kultivieren sich gleichermaßen. Darüber hinaus wandeln
und verändern sich Bewegung und Ruhe. Von Öffnen und
Entfalten zum Kompaktieren, der Körper wird kräftig, und man
bringt ihn als Ganzes zum Nutzen, dann kann man ein hohes
Niveau erreichen. Wenn man [dagegen unterscheidend] vom
großen Üben und kleinen Üben des Faustkampfs spricht, so ist
das falsch.


Unabhängig, ob man die Form übt oder das Pushing Hands, in
beiden Fällen muß man zunächst nach Öffnen und Entfalten
streben. Beim Öffnen und Entfalten bewegen sich Hüfte und
Beine gleichermaßen. So erreicht man bis ins Kleinste Gewandtheit
in der Übung Dann strebe man nach Kompaktieren. Von dem großen Kreis
kehre man zurück zu dem kleinen Kreis. Von dem kleinen Kreist
kehre man zurück zu dem Kreislosen. Das ist das sogenannte:
Beim Abgeben bedeckt man die Sechs Verbindungen. Beim Ein-
rollen geht man zurück und sammelt sich zum Kompakten.'


Essenz und Geist sind die Herren des ganzen Körpers, nicht
nur beim Üben des Faustkampfs, sondern auch bei jeder anderen
Angelegenheit. Sind Essenz und Geist schnell, kann man
nicht langsam sein. Deshalb steht, wenn man den Faustkampf
erörtert, die Steigerung von Essenz und Geist an erster Stelle.
Wenn man Essenz und Geist steigern will, dann muß der Kopf
leicht und gerade sein, und man muß die Jin-Kraft des Scheitelpunkts
anwenden. Das bedeutet, daß [der Punkt] ni-wan-gong leicht und
wendig ist und die Jin-Kraft nach oben steigt


Das Beeinflussen der Hin- und Herbewegung, das sind eben
die tanzenden Bewegungen der Hände. Das qi vermag beim
Einatmen einzudringen und an der Wirbelsäule zu kleben. Man
sammelt es und schießt es entsprechend ab. Das qi vermag
beim Einatmen in der Wirbelsäule gespeichert zu werden; das
ist eben, daß man innerlich Essenz und Geist festigt und
äußerlich Kultiviertheit und Geruhsamkeit zeigt. Obwohl man
die Kriegskunst übt, ist man doch kultiviert
Dies besagt.. um beim Messen der Hände mit einem Gegner die
Hin- und Herbewegung zu beeinflussen, muß man die Brust
zurückhalten und den Rücken heben. Man lasse das qi am Rüc-
ken kleben und sich in der Wirbelsäule sammeln, um auf die
Gelegenheit [ den Gegner zu attackierenj zu warten. Ist die
Gelegenheit erreicht, dann schieße man ab. Vermag man das
qi am Rücken kleben zu lassen und in der Wirbelsäule zu sam-
meln, dann vermag man die Kraft aus dem Rücken abzu-
schießen. Andernfalls entsteht nur eine Jin-Kraft der Hände
und Füße. Der Geist ist gefestigt und der Körper geruhsam. So
gibt es keine aufgelöste Unordnung.


Die Brust zurückhalten, den Rücken heben. Durch das Sammeln [erhält] man diese Geste. Wenn man die Jin-Kraft abschießt, kommt die .hin-Kraft aus der Wirbelsäule heraus. Es ist nicht allein die Jin-Kraft, die aus den Händen kommt


Die Schultern lockern, die Ellbogen fallen[lassen]


Die Schultern senken, bedeutet:
Die Schultern lockern und öffnen sich und hängen herab. Ver-
mag man nicht sie zu lockern und herabhängen zu lassen und
heben sich die beiden Schulterspitzen, dann folgt das qi diesen
ebenso und steigt, und der ganze Körper erlangt insgesamt
keine Kraft.
Die Ellbogen fallen [lassen] bedeutet:
Man habe die Vorstellung, daß die Ellbogen sich nach unten
lösen und fallen. Wenn die Ellbogen nach oben schweben, dann
vermögen sich die Schulter nicht zu senken, und man stößt
den Gegner nicht weit weg, dies kommt der gebrochenen Jin-
Kraft der Äußeren Schulen nahe.


Obwohl man sich auf den Unterbauch konzentriert, ist er doch
locker und entspannt. Man soll die Jin-Kraft nicht auftrommeln [forciert mobilisieren].
Beim Üben des qi dringt dieses in die Knochen, Knochen und Fleisch sinken und werden schwer.
Außen ist es wie eine Baumwollblüte, innen gleicht es einem Stahlstab. Das ist eben das Prinzip
einer Baumwollblüte, die mit Eisen gefüllt ist Faust, Handfläche und Ellbogen verbunden mit dem Handgelenk, Schulter, Hüfte, Hüftgelenk, Knie und Fuß.
Von Oben nach Unten, die Jin-Kraft dieser neun Glieder. Glied für Glied, aus der Hüfte wird abgeschossen


Die 'Vorstellung' und das qi des gesamten Körpers bewegen sich wie ein Wagenrad. Die Hüfte ist Führer des ganzen Körpers. Die Hüfte ist wie eine Wagenachse und vermag kreisend zu drehen, deshalb erfolgen die Wandlungen und Veränderungen des Faustkampfs im Raum zwischen den Hüften

Das Copyright sowie alle anderen Rechte liegen ausschließlich bei Dr. Rainer Landmann.

Sollten trotz mehrmaligem Durchlesen noch Rechtschreibfehler im Text zu finden sein, so sind diese durch meinen Übertrag aus dem Buch auf diese Seite zustande gekommen und kein minderndes Indiz für die Buchqualität (Sascha).