13 Prinzipien

 

1 - Die Schultern absetzen sowie die Ellenbogen entspannt tief halten
Hierbei geht es darum, die Schulten entspannt unten und hinten auf ihrer ursprünglichen Achse zu halten und dabei Acht auf die Position der Schultergelenke zu geben. Sie sollen nicht nach vorne geschoben werden, um z. B. eine größere Reichweite zu erlangen, oder angehoben werden, wenn man den Arm hebt. Die Ellenbogen tief halten, bedeutet, sie entspannt abzusenken und nicht mit Kraft außen zu halten.

2 - Die Brust sinken lassen, um den Rücken zu dehnen/heben
Der Brustkorb wird vorne, im Bereich der kurzen Rippe, leicht gesenkt, die Schultern bleiben breit. Dabei weiten und heben wir den rückwärtigen Brustkorbbereich so, als würden wir uns an dieser Stelle über ein Geländer beugen, um nach unten sehen zu können. Dabei bleibt der Nacken gerade gestreckt und der Kopf wird nicht vorgeschoben.

3 - In der Taille hinten (Becken/Hüfte/LWS) entspannen und loslassen
Die Taillenbeweglichkeit hängt immens von unserer Bauch- und unteren Rückenmuskulatur ab. Diese muss kraftvoll, aber flexibel und locker sein.

4 - Den Kopf aufrecht und den Körper ausbalanciert halten
Der "Geierkopf" oder "Knickhals" entsteht leicht, wenn der Oberkörper zu weit nach vorne geneigt ist und man dennoch stur nach vorne schauen will. Die Halswirbelsäule bis hinauf zum Schädelansatz ist eine Verlängerung der Wirbelsäule und sollte mit ihr verbunden sein. Ein leichter Schwung ist akzeptabel, ein deutlicher Knick nicht. Das Kinn leicht einziehen und den höchsten Punkt des Kopfes in Verlängerung der Wirbelsäule hinausstrecken.

5 - Die Energie entspannt im Dantian halten
Dies geschieht durch das leichte Einsinken der Brust und Loslassen im Bereich der Taille und Nierenregion. Im Dantian wird die Energie (Chi) gesammelt und kultiviert, die Bauchmuskulatur ist durch den "Hollow" (Punkt 2) aktiviert und leicht auf Zug. Man muss zuerst im Kopf loslassen/entspannen und hält dann einen Teil seiner Konzentration immer im Dantian, ca. eine Handbreite unterhalb des Bauchnabels, mitten im Körper. Zusätzlich zur inneren Entspannung kommt auch die äußere. Der Körper sollte elastisch und geschmeidig sein wie junger Bambus. Die obere Wirbelsäule wurde mit Punkt 2 schon aktiviert, so dass dort nun die Energien fließen können. Die untere Wirbelsäule wird nun durch entspanntes Kippen/Fallenlassen des Beckens nach unten aktiviert. Entspannung innen und außen ist die grundlegende Voraussetzung, um die Energie im Dantian zu halten.

6 - Den Körperschwerpunkt passend verlagern
Hat man die obigen Regeln befolgt, liegt der Körperschwerpunkt im Dantian. Im Snakestyle werden alle Bewegungen vom Zentrum des Oberkörpers (ca. Herzhöhe) gestartet. Bei Vorwärtsaktionen geht der Schwerpunkt nach vorne, beim Zurücksetzen nach hinten, bei den Wolkenhänden wechselnd nach links und rechts. In jeder Position wird mit 100/0 gewichtet, ohne aus der Knieachse auszubrechen. Der Oberkörper wiegt und windet sich entsprechend der Bewegungsidee vor oder zurück, nach rechts oder links, bleibt aber immer in Verbindung mit dem gesamten Körper, während man von Position zu Position wechselt. Man stehe immer zu rund 70 % seitlich einer gedachten Mittellinie

7 - Voll und Leer sowie aktives/passives Kua unterscheiden
Während des Formlaufs immer darauf achten, dass die gesamte Oberkörpermasse über das Standbein in den Boden geleitet wird. Das leere Bein leitet immer nur sein Eigengewicht über den leeren Fuß ab, was bedeutet, dass man es ohne Schwerpunktverlagerung unter den Körper ziehen können muss. Dazu ist es wichtig, das Kua (Hüftgelenk mit entsprechenden Strukturen) passend zu aktivieren.

8 - Verwurzeln
Es geht hierbei um die entspannte Standfestigkeit, welche durch die Umsetzung der Prinzipien erreicht wird. Wenn man entweder schlaff oder aber völlig angespannt und hölzern ist, verliert man leicht die Balance. Dann steht man wie ein Bäumchen in einem Blumentopf ohne Halt da. Setzt man aber die Prinzipien passend um, gleicht der Stand einem Baum, der seine Wurzeln in den Boden gegraben hat. So verwurzelt können ankommende Kräfte (Druck/Zug/Bewegung) passend umgeleitet werden.

9 - Alle Körperteile werden koordiniert und verbunden bewegt
Es gibt im Tai Chi keine isolierte Bewegung. Alle Bewegungen starten im "Zentrum" und leiten den gesamten Körper gleichmäßig von Bewegung zu Bewegung. Wenn eine Bewegung isoliert ausgeführt wird, war das Timing des restlichen Körpers nicht passend. Langsam, fließend, verbunden - drei wichtige Punkte für einen guten Energiefluss.

10 - Aktion ist versteckt enthalten in Ruhe
Einerseits ist damit "Wu-Wei" gemeint - Handeln durch Nichthandeln. Dadurch, dass man nicht (absichtlich) handelt, gibt man Situationen einen Freiraum, um sich zu entwickeln. Andererseits wird hier zwischen der äußeren/körperlichen Ebene und der inneren/energetischen Ebene unterschieden. Im Formlauf sieht man die äußere Ebene leicht: Arme und Beine werden bewegt, man geht vor und zurück. Das innere Öffnen und Schließen, Ausdehnen und Zurückziehen ist eine Übungssache, die sich mit der Zeit einstellt, und durch die man die Bewegungen kleiner und kürzer ausführen kann, aber zu den gleichen Resultaten gelangt. Ebenso geht es darum, nur die Muskeln zu benutzen, die man für eine Bewegung wirklich braucht, während sich alle anderen entspannen.

11 - Aktion, Idee und die Energie müssen übereinstimmen
Die Idee und die Bewegung des Körpers sollen immer an der gleichen Stelle sein. Es ist falsch, mit dem Geist/der Idee schon zwei Bilder weiter zu sein, während der Körper die laufende Aktion noch nicht zu Ende geführt hat. Man verweilt beim Formlauf und in der Anwendung immer im "Hier und Jetzt".
Wenn Idee und Aktion harmonisieren, muss auch noch die Energie dazu kommen. Wo man innerlich entspannt ist, kann Energie fließen, wo man verkrampft ist oder nachdenkt, kommt der Fluss ins Stocken. Darum ist auch hier die Entspannung so wichtig und man muss die Aktion zulassen und nicht über andere Dinge nachdenken.

12 - Man wendet keine Kraft an, aber die Idee ist da
In keiner Aktion, weder im Formlauf noch in der Anwendung, soll man denken, man müsste jetzt mit Kraft (sei es innere oder äußere) etwas bewirken, das resultiert nur in Verspannungen. Wie ein Zimmermannsmeister, der große Nägel mit wenigen Schlägen tief ins Holz treibt, weil er entspannt präzise ist, so übt man auch Tai Chi Chuan. Man führt seine Bewegung aus - lässt sie geschehen -, ob dort nun ein Gegner steht oder nicht. Die Idee der Bewegung und der innewohnenden Bedeutung der Bewegung ist immer vorhanden. Seien es Stoß, Schub oder Zug, Schritt vor oder zurück, Blick links oder rechts; alles hat eine Bedeutung und einen Sinn, den man immer präsent haben muss und genau ausführen sollte.

13 - Alle Bewegungen sollen im gleichmäßigen Rhythmus ausgeführt werden
Eine Bewegung folgt der anderen. Keine Bewegung wird ruckartig ausgeführt, sondern alle werden wie „ein Seidenfaden vom Kokon abgespult“. Füße, Beine, Rumpf, Arme, Hände und Kopfbewegungen; alle sind sie in einem gleichmäßigen Fluss. Kein Körperteil wird isoliert schneller, keines langsamer als die anderen bewegt, auch wenn dies von außen betrachtet manchmal so erscheinen mag. Unser „Metronom“ ist der Oberkörper, seine gleichmäßige Bewegung gibt die Geschwindigkeit vor, die Arme und Beine haben müssen, um an ihre jeweils neuen Positionen zu kommen.